Polpac: MATLAB Toolbox zum Rechnen mit Polynommatrizen
Kurzbeschreibung
In der Regelungstechnik spielen Polynommatrizen eine wichtige Rolle. Sie werden
beim Entwurf multivariabler linearer Regelkreise im Frequenzbereich eingesetzt,
aber auch beim Entwurf robuster Regler multivariabler nichtlinearer Regelkreise.
Da Versionen von MATLAB vor Version 5 nicht mit solchen Datenstrukturen direkt
umgehen konnten, entschied ich mich in den späten 80-er Jahren, eine Version einer
Polynommatrizentoolbox für MATLAB zu entwickeln, die mit gewöhnlichen Matrizen
auskam. Dazu mussten Polynommatrizen auf gewöhnliche Matrizen abgebildet werden.
Ich entschloss mich, meine Vorlesung zu den
numerischen Methoden der Regelungstechnik ein Jahr lang als projekt-orientierte
Vorlesung anzubieten. Die Vorlesung wurde zu jener Zeit von 15 Studenten besucht,
die ich in fünf Gruppen einteilte. Die Polpac Toolbox wurde gemeinsam von meinen
Studenten und mir während jener Vorlesung entwickelt.
Ein Hauptzweck von Polpac war es, die Fehlerfortpflanzung bei der Ausführung von
Algorithmen zu beobachten und zu verstehen. Zu diesem Zweck wurden alle Routinen
in drei Varianten geschrieben, die sich in der Darstellung der Polynome
unterschieden. Im Modus 1 werden Polynome durch ihre Koeffizienten
dargestellt. Im Modus 2 werden sie durch ihre Nullstellen repräsentiert,
während der Modus 3 dazu eine Reihe von Stützwerten verwendet.
Heute bietet MATLAB Datenstrukturen an, die eine solche Entwicklung wesentlich
vereinfachen würden. Algorithmen, die unter Verwendung solcher Datenstrukturen
geschrieben wären, könnten auch leichter gelesen werden. Ich habe mir aber nie
die Zeit genommen, die Polpac Toolbox neu zu schreiben.
Somit basiert die Polpac Toolbox immer noch auf Version 4 von MATLAB. Die
Funktionen können zwar problemlos auch unter Verwendung neuerer Versionen von
MATLAB ausgeführt werden, der Unterhalt der Bibliothek ist aber nicht optimal.
Historische Entwicklung
- Die Fehlerfortplanzung beim numerischen Rechnen mit Polynommatrizen
wurde bereits in den frühen 80-er Jahren von
Magnus Rimvall und
mir in einigen Studien- und Diplomarbeiten an der ETH Zürich untersucht.
Dazumal richtete sich unser Augenmerk auf die Darstellung mittels Sätzen von
Stützwerten, da diese Darstellung es erlaubt, Redundanzen einzuführen, die
bei der Minimierung der Fehlervergrösserung ausgenützt werden können.
Ein Student zeigte auf, dass es numerisch am zweckmässigsten ist, die
Stützwerte äquidistant verteilt auf einem Einheitskreis der komplexen Ebene
anzusetzen.
- Im Jahre 1988 entwickelte ich zusammen mit meinen Studenten der Vorlesung
zu den
numerischen Methoden der Regelungstechnik eine erste Version
einer Polpac Toolbox. Diese wurde allerdings dazumal in CTRL-C entwickelt,
einem Vorläufer der heute weit verbreiteten MATLAB Software.
- Im Jahre 1991 entwickelte
Sung-Do Chi eine Stützwertdarstellung im
Frequenzbereich, die sehr interessante numerische Eigenschaften aufwies [1].
- Im Jahre 1997 wurde die Polpac Toolbox von CTRL-C auf Version 4 von MATLAB
umgeschrieben. Dies ist die Version der Software, die auf dieser Webseite zur
Verfügung gestellt wird.
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Wichtigste Publikationen
- Cellier, F.E., and S.D. Chi (1991),
Numerical Properties of Trajectory Representations of Polynomial
Matrices,
Proc. CADCS'91, Computer-Aided Design in Control Systems,
Swansea, Wales, U.K., pp.173-177.
English Version
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Modifiziert: 8. Juli 2005 -- © François Cellier