5.3.6 Aufgaben

  1. Schreiben Sie eine Funktion, die die ersten $ n$ Tschebyscheff-Polynome an den Stützstellen gegeben durch den Vektor $ \mathbf{x}$ auswertet, siehe Seite [*]. Die erste Zeile des Funktionenfiles soll die Form

    function T = tscheby(x,n)

    haben.

  2. Wurzelberechnung. Das Newton-Verfahren zur Berechnung der Wurzel einer positiven Zahl $ a$ ist gegeben durch

    $\displaystyle x_{k+1} = \frac{1}{2} \left( x_k + \frac{a}{x_k} \right).
$

    Schreiben Sie eine eigene Funktion

    [x, iter] = wurzel(a, tau),

    die $ \sqrt{a}$ auf eine gewisse Genauigkeit $ \tau$ berechnet:

    $\displaystyle \vert x_{k+1} - x_k\vert \le \tau.
$

    Wenn nur ein Eingabeparameter vorgegeben wird, so soll $ \tau =
\varepsilon = \mathtt{eps}$ gesetzt werden.

    Sehen Sie auch einen Notausgang vor, wenn Folge $ \{ x_k \}$ nicht (genügend schnell) konvergiert.

  3. Lösen Sie die gewöhnliche Differentialgleichung

    $\displaystyle \frac{dy}{dt} = -2ty(t) + 4t, \qquad y(0) = 0.$ (5.1)

    Die analytische Lösung ist

    $\displaystyle y(t) = c e^{-t^2} + 2, \qquad c = y(0)-2.
$

    Wir wollen die Funktion ode23 zur Lösung dieser Differentialgleichung verwenden. ode23 geht von einer Differentialgleichung der Form

    $\displaystyle y'(t) = f(t,y(t))$   plus Anfangsbedingungen$\displaystyle $

    aus. Deshalb schreiben Sie zunächst eine Funktion, z.B. fun_ex1.m, die zwei Eingabeargumente, $ t$ und $ y(t)$, und ein Ausgabeargument, $ f(t,y)$, hat. Danach lösen Sie die Gleichung (5.1) im Interval $ [0,3]$. ode23 hat zwei Ausgabeparameter, Vektoren (t, y) der selben Länge, die die (approximativen) Werte der Lösung $ y(t)$ and gewissen Stellen $ t$ enthält. Die Lösung kann so leicht geplottet werden.

  4. Räuber-Beute-Modell. Im Räuber-Beute-Modell von Lotka-Volterra geht man von zwei Populationen aus, einer Beutepopulation $ y_1$ und einer Räuberpopulation $ y_2$. Wenn ein Räuber ein Beutetier trifft frisst er es mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit $ c$. Wenn die Beutepopulation sich alleine überlassen wird, so wächst sie mit einer Rate $ a$. (Das Nahrungsangebot ist unendlich gross.) Die Räuber haben als einzige Nahrung die Beutetiere. Wenn diese nicht mehr vorhanden sind, so sterben auch die Räuber (mit einer Rate $ b$) aus.

    Hier betrachten wir das Beispiel von Hasen und Füchsen, deren Bestände durch $ y_1(t)$ und $ y_2(t)$ bezeichnet seien. Das Räuber-Beute-Modell von Lotka-Voltarra hat die Form

    \begin{equation*}\begin{aligned}\frac{dy_1}{dt}(t) &= a y_1 - c y_1 y_2, \qquad ...
... &= -b y_2 + d y_1 y_2, \qquad &y_2(0) = y_2^{(0)}. \end{aligned}\end{equation*}

    Alle Koeffizienten $ a$, $ b$, $ c$ und $ d$ sind positiv. Man rechen das Modell mit folgenden Parametern durch: Die Simulation ergibt eine periodische Schwingung, wobei die Maxima der Räubertiere jeweils eine kurze Weile nach den Maxima der Beutetiere auftreten.
    Abbildung 5.2: Simulation eines Räuber-Beute-Modell
    Image lotka_volterra

    Verwenden Sie ode34 und lösen Sie die Differentialgleichung im Interval $ [0,200]$. Das M-File, das Sie schreiben müssen, sieht wie in der vorigen Aufgabe aus, hat aber einen 2-komponentigen Vektor als Ausgabeargument. Zur Darstellung der beiden Lösungskomponenten können Sie den Befehl plotyy verwenden, vgl. Abschnitt 7.4.

  5. Die nicht-lineare gewöhnliche Differentialgleichung dritter Ordnung

    $\displaystyle f'''(t) + f''(t) f(t) = 0, \qquad f(0) = f'(0) = 0, \lim_{t\rightarrow\infty}f'(t) = 1$ (5.3)

    hat keine analytische Lösung. Da MATLABs ODE-Löser Anfangswertprobleme erster Ordnung lösen, müssen wir zunächst (5.3) in ein solches umschreiben. Wir setzen

    $\displaystyle y_1(t)$ $\displaystyle = f(t)$ $\displaystyle y_3(t)$ $\displaystyle = \frac{dy_2(t)}{dt} = \frac{d^2y_1(t)}{dt^2} = f''(t),$    
    $\displaystyle y_2(t)$ $\displaystyle = \frac{dy_1(t)}{dt} = f'(t),$ $\displaystyle \frac{dy_3(t)}{dt}$ $\displaystyle = f'''(t).$    

    Somit erhält die ursprüngliche gewöhnliche Differentialgleichung dritter Ordnung die Form

    $\displaystyle \frac{dy_1(t)}{dt} = y_2(t), \qquad
\frac{dy_2(t)}{dt} = y_3(t), \qquad
\frac{dy_3(t)}{dt} = -y_1(t) y_3(t).
$

    Die Anfangsbedingungen für $ y_1$ und $ y_2$ sind bekannt: $ y_1(0) = 0$ und $ y_2(0) = 0$. Wir haben keine Anfangsbedingung für $ y_3$. Wir wissen aber, dass $ y_2(t)$ mit $ t\rightarrow\infty$ gegen 1 konvergiert. Deshalb kann die Anfangsbedingung für $ y_3$ verwendet werden, um $ y_2(\infty)=1$ zu erhalten. Durch versuchen erhält man $ y_3(0) \approx 0.469599$. Die Lösung sieht wie in Abb. 5.3 aus.
    Abbildung 5.3: ODE dritter Ordnung
    Image ode_ex3
  6. Versuchen Sie die Konstante in der Anfangsbedingung für $ y_3$ zu bestimmen. Man muss dabei nicht bis $ t=\infty$ gehen; $ t=6$ reicht. Versuchen Sie also mit fzero eine Nullstelle der Funktion

    $\displaystyle g(a) = y_2(6,a) - 1 = 0
$

    zu berechnen. Hier bedeutet $ y_3(6,a)$ der Funktionswert von $ y_3$ an der Stelle $ t=6$ wenn die Anfangsbedingung $ y_3(0) = a$ gewählt wurde.

Peter Arbenz 2008-09-24